ADFC-Landesversammlung: Radverkehr im ländlichen Raum

„Viele Menschen im ländlichen Raum würden mehr Rad fahren, wenn es denn die Infrastruktur zuließe“. Mit dieser These begann am Wochenende eine Podiumsdiskussion zum Radfahren im ländlichen Raum anlässlich der Landesversammlung des ADFC Thüringen e.V.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion sprachen Christoph Schmidt vom ADFC-Bundesvorstand, Karsten Pehlke, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Thüringen e.V., und Dagmar Thume, Sprecherin der Initiative geRADeWEGs im Gothaer Land, über Hemmnisse und Potentiale des Radverkehrs im ländlichen Raum. Dass Radverkehr im ländlichen Raum kein Randthema bleiben soll, wurde schnell anhand weniger Zahlen klar: In Deutschland leben knapp 10% der Menschen in den sechs größten Städten Berlin, Hamburg, Köln, München und Frankfurt, um die es oft in der medialen und politischen Wahrnehmung und der Diskussion um innerörtliche Lösungen geht. Genauso viele Menschen leben in 7.000 Gemeinden mit weniger als 3.500 Einwohnern, in denen der Schwerpunkt auf der Vernetzung der Kommunen liegt.

Es wurde deutlich, wie gut das Rad geeignet ist, die im ländlichen Raum durchaus vorhandene, aber oft auf mehrere Orte verteilte Infrastruktur von Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Sportstätten, Dienstleistungsangeboten und Kultur zu verknüpfen und Menschen zusammenzubringen. In großen Teilen Thüringens fehlen allerdings die hierfür erforderlichen sicheren Radwege zwischen den Orten: Weder Bundesstraßen noch unbefestigte Feldwege eignen sich für den Alltagsradverkehr. In vielen kleineren Thüringer Orte sind die Bewohner für die Bewältigung ihrer Alltagswege daher auf das Auto angewiesen. Dass das so ist, hält Thilo Braun, Co-Vorsitzender des ADFC-Landesverbandes, für "ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, weil dadurch viele Menschen, unter anderem Kinder, von eigenständiger Mobilität abgeschnitten sind. Mit der richtigen Infrastruktur kann - und sollte - dem entgegengewirkt werden.“

Als Faktoren, die den vernetzenden Radwegeausbau behindern, wurden die oft nicht vorhandene Flächenverfügbarkeit und die Vielfalt der Zuständigkeiten ebenso benannt wie die ausschließliche Orientierung der Raumplanung auf zentrale Orte. Mit dem Sonderprogramm des Bundes „Stadt und Land“ steht Kommunen und Landkreisen zwar ein attraktives Förderinstrument zur Verfügung. Gerade für kleinere Kommunen ist aber oft auch ein Eigenanteil von 10% kaum realisierbar, und es fehlt Personal nicht nur für Planung und Umsetzung, sondern bereits für die Bewältigung der Antragsbürokratie. Hier fordert der ADFC Thüringen e.V. das Land auf, finanziell tragbare Lösungen zu finden und die Kommunen und Landkreise personell bei der Antragstellung und Aufgabenbewältigung zu unterstützen. Auch die Verknüpfung von Radverkehr und ÖPNV bietet gerade im ländlichen Raum ein großes Potential für die Mobilität. Dabei geht es um die Schaffung von sicheren Fahrradabstellanlagen an Mobilitätsverknüpfungspunkten ebenso wie um die Erhöhung von Mitnahmekapazitäten in der Bahn und v.a. auch im Busverkehr.

Am Ende der Diskussion stand das Fazit „Radverkehr im ländlichen Raum kann natürlich nicht alle Probleme lösen, aber doch viele.“ Um zu zeigen, welche Möglichkeiten es hier gibt, sucht der ADFC nun Beispiele für gelungene Radverkehrsverbindungen, die als Vorbild dienen können. Eines dieser Vorbilder könnte die Stadt Römhild in Südthüringen sein, wo man sich ein professionelles Radverkehrskonzept hat erstellen lassen, um die 14 Ortsteile zu vernetzen.

Die Podiumsdiskussion fand anlässlich der diesjährigen Landesversammlung des ADFC Thüringen statt, zu der Delegierte aus den acht Thüringer ADFC-Kreisverbänden, Landesvorstand und Geschäftsstelle in Neudietendorf zusammengekommen waren, um das zurückliegende Jahr Revue passieren zu lassen und sich über aktuelle und geplante Aktivitäten auf Landes- und Kreisebene auszutauschen.


https://erfurt.adfc.de/pressemitteilung/adfc-landesversammlung-radverkehr-im-laendlichen-raum

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 230.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein.
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    Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer*in achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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